(Mai 2025) Noch schnell durch Insta scrollen, ein paar Whatsapp Nachrichten beantworten und in einer App nachschauen, wann der nächste Bus kommt. All das ist für uns mittlerweile völlig selbstverständlich, das Smartphone ist überall dabei und spielt im Alltag eine immer größere Rolle. Die Folge: wir greifen immer öfter zum Smartphone, die Bildschirmzeit steigt. Eine Umfrage hat gezeigt: in Österreich greifen wir im Schnitt 36 Mal pro Tag zum Smartphone, die Bildschirmzeit liegt bei vielen schon bei über vier Stunden pro Tag. Dieses Nutzverhalten wirkt sich aus, es wird empfohlen, zwischendurch gezielt aufs Smartphone zu verzichten, also “digital detox”. Aber wie wirkt sich dieser Verzicht wirklich aus? Wo liegen die Schwierigkeiten? Und was sind die positiven Effekte? Eine Woche aufs Smartphone verzichten: Lea Singer von den Life Radio Frühstartern probierts aus! Wie es ihr dabei geht, lest ihr hier!
Tag 1: Smartphone abgeben und in den Tresor sperren
Seit 07:05 Uhr ist mein Smartphone in den Tresor gesperrt. Ich nehme mein altes Tastenhandy aus den 2000ern in den Betrieb. Das hätte ich mir nicht gedacht, aber ich bin echt ganz aufgeregt und unruhig. Jetzt muss das Tastenhandy herhalten, wenn ich Ablenkung brauche. Ich lese mir die alten SMS aus dieser Zeit durch und nerve die ganze Redaktion mit meiner überschüssigen Energie.
Gleichzeitig merke ich, ich muss ohne Smartphone mehr vorausplanen. Am Nachmittag habe ich mit meiner Kusine ausgemacht, wir gehen gemeinsam Musical ins Landesjugendtheater. Noch in der Arbeit drucke ich mir am PC die Route zum Theater aus, Google-Maps gibt es für mich unterwegs ja nicht mehr. Das Musical beginnt um 15:00. Treffpunkt und genaue Uhrzeit haben wir noch nicht ausgemacht. Ich will sie anrufen, aber leider habe ich die falsche Nummer eingespeichert. Also mach ich meine halbe Familie wahnsinnig, um ihre Nummer irgendwie noch rauszufinden. Nach mehreren Telefonaten hat es dann geklappt. Wir kommen beide auf die Minute pünktlich beim Musical an. Das ist der Hammer! Ritter Rüdiger im Landestheater kann ich nur empfehlen!!!
Tag 2: Samstag, 17.05.2025
Heut wird mir auch ohne Smartphone nicht langweilig. Mein Tastentelefon weckt mich um 05:20 zuverlässig. Ich starte zur Life Radio Samstagsshow in den Sender nach Innsbruck. Weil einem mit Michi Klieber der Gesprächsstoff nicht ausgeht, fällt es mir in dieser Zeit gar nicht soo sehr auf, dass ich nicht ständig aufs Smartphone schauen kann. Nach der Sendung fahre ich heim nach Sellrain: Kurzer Power Nap. Dann steht bei mir heute noch ein Vereinstermin an. Der Bezirkstag der Landjugend Innsbruck Stadt/Land. Ich fahre mit dem Auto und nehme meine Freundin Verena mit. Wir machen Treffpunkt ganz Old-School per Anruf aus. 😉 Und – ich lerne dazu – ich sag sie soll bitte recherchieren, wo wir parken können. Die Anreise funktioniert dann (Dank Verena mit Google Maps am Beifahrersitz) problemlos.
Beim Bezirkstag darf ich zuerst auch beim Kellnern ein bissl aushelfen. Ich will für die große Rechnung mein tolles Tastenhandy nehmen zum Zusammenrechen. Den Rechner finde ich leider nicht – aber Verena ist mit ihrem Smartphone zum Glück wieder zur Stelle. Später geht’s dann in die Disco. Das Positive an diesem Abend – zumindest auf meinem Handy entstehen keine peinlichen Fotos. 😉 Und meine Freunde haben mir sogar per SMS geschrieben, wo in der Bar ich sie finden kann.
Ausgehen wie in den 2000ern, hat Spaß gemacht!
Tag 3: Sonntag, 18.05.2025
Heute kommen uns mein Bruder mit Frau und Tochter besuchen. Nach einer kurzen Nacht starte ich mit dem Kochen des Sonntagsmenüs: Frittatensuppe, dann Natur-Cordon Bleu, Spatzeln, Speckbohnen und Pommes. Mister Google ist normalerweise immer mein treuer Begleiter für Fragen wie – wie lange brauchen Bohnen bis sie durch sind? Jetzt muss ich eben kosten. Irgendwie funktioniert es auch. (Es hat sich zumindest niemand über meine Kochkunst beschwert…)
Mein Bruder samt Famliy tritt wieder die Heimreise an und ich mach wieder einen Power Nap. Einschlafen geht in Sekunden – sei es weil ich gar nicht in Versuchung komme, Reels zu schauen, oder weil ich keine 5 Stunden geschlafen habe….
Dann hab ich mich zum Escape Game verabredet. Mein Freund schaut mir am Smartphone den passenden Zug heraus und auf welches Gleis ich muss. Am Heimweg checken das dann meine Freundinnen, wie ich sicher wieder retour komme. Das läuft also gut. Während der Zugfahrten ist mir ehrlicherweise schon ziemlich fad. Keine Musik hören und auch keine Videos schauen. Was in der großen Social Media Welt passiert – ich hab keine Ahnung.
Tag 4: Montag, 19.05.2025
Zurück in der Arbeit. Ich kann einigen Gesprächen meiner Kollegen nicht mehr folgen. Sie fragen sich gegenseitig über das Wochenende aus, wissen aber schon alle grob was jeder gemacht hat: Klar über unsere Snapchatgruppe und Instagram Stories haben sie sich auf dem Laufenden gehalten. Auch ich werde langsam wieder in Bilde gesetzt. Auch was sonst so los ist auf der Welt, erfahre ich nach und nach. Ich merke, dass ich langsam ruhiger werde. Ich suche nicht mehr alle paar Minuten mein Handy. Vor allem – so ehrlich muss ich sein – auf der Toilette merke ich den „Entzug“. Die Sitzungen dauern deutlich kürzer und ich kann jetzt genau sagen, wie viele Fließen es bei uns im Badezimmer gibt. 😉
Tag 5: Dienstag 20.05.2025
Ich komme ausgeschlafen in die Arbeit.
Ich bin gestern in Sekundenschnelle eingeschlafen. Die Schlafexperten sagen, das kann auch gut mit dem Verzicht aufs Smartphone zusammenhängen: Wenn man nämlich vor dem Schlafen gehen noch viel Zeit am Bildschirmverbringt, hemmt das die Melatonin Ausschüttung und der Körper glaubt, der Tag dauert länger. Das Bildschirmlicht stört quasi unsere Innere Uhr und signalisiert uns: Nein – noch ist nicht Schlafenszeit.
Das ist übrigens nicht Leas erstes “Fasten-Experiment”: In der Fastenzeit 2023 hat Lea versucht, 40 Tage lang ohne Plastik auszukommen! Wie gut oder schlecht das geklappt hat, lest ihr hier.